Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Seife und Syndets?
Seife kennt jeder, oder? Sie ist schon lange bekannt und liegt mittlerweile wieder voll im Trend. Und wusstest du, dass die "Flüssigseife", mit der du deine Hände wäschst, oft gar keine Seife ist? Heute klären wir dich über das Thema Seife und Syndets auf. Beide erfüllen dieselbe Funktion: Reinigen. Ihre Zusammensetzung und Eigenschaften sind jedoch unterschiedlich.
Möchten wir unsere Haut reinigen, hilft Wasser, alle wasserlöslichen Stoffe wie z.B. Staub, zucker- oder salzhaltige Verbindungen zu entfernen. Um fetthaltige Verunreinigungen zu beseitigen, werden jedoch Substanzen benötigt, denen es möglich ist, eine Wechselwirkung mit diesen Stoffen einzugehen, um diese zu entfernen. Hierbei werden amphiphile Moleküle benötigt. Das bedeutet, dass diese einen wasserliebenden (hydrophilen) Kopf und einen ölliebenden (lipophilen) Molekülschwanz aufweisen müssen. Durch diesen Aufbau sind sie in der Lage sich an Grenzflächen abzusetzen, hier die Grenzflächenspannung zu verringen und sich selbst in Strukturen zu organisieren. So können sie u. a. kugelförmige Mizellen bilden, die Öl, Schmutz und Fettreste einschließen und so abtransportieren können.
Ein lange bekanntes Hautreinigungsmittel ist die Seife. Eine Vorstufe von Seife wurde bereits vor über 4000 Jahren verwendet. Heutzutage wird Seife hergestellt, indem Fette und Öle mit Natriumhydroxid, also Natronlauge, zur Verseifungsreaktion gebracht werden. Hierbei entstehen u. a. die Fettsäuresalze, also die Seifenmoleküle. Die Salze lösen sich im Wasser und bilden nun ein negativ geladenes, amphiphiles Molekül, das als waschaktive Substanz fungiert. Wird anstatt Natronlauge Kalilauge zur Verseifung eingesetzt, wird flüssige Schmierseife anstatt fester Seife erhalten. Wenn bei der Herstellung der Seife im Verhältnis weniger Lauge eingesetzt wird, als Öle und Fette vorhanden sind, bleibt ein gewisser Teil der Öle und Fette in der Seife unverseift zurück. Dies soll die Haut vor starkem Austrocknen schützen und bei der Regeneration des Hautschutzmantels unterstützen. Seifen haben einen pH-Wert von ca. 8 - 10 und sind gut biologisch abbaubar. [1]
Neben den klassischen Seifen gibt es auch sogenannte Syndets (Synthetic Detergents). Syndets enthalten keine Seife, sondern bestehen hauptsächlich aus Tensiden, waschaktiven amphiphilen Molekülen. Diese können rein synthetisch hergestellt werden aus Rohstoffen wie Erdöl. Tenside natürlichen Ursprungs werden durch eine chemische Reaktion von Rohstoffen natürlicher Herkunft, z.B. Kokosöl, gewonnen. Lecithin ist ein Beispiel für ein in der Natur vorkommendes Tensid. Die Eigenschaften von Syndets können durch das Mischen der Tenside mit anderen Stoffen wie Fetten, Ölen oder Proteinen gezielt eingestellt werden. So ist es auch möglich mit Hilfe von z.B. Zitronensäure den pH-Wert der Bars gezielt hautneutral einzustellen. "Flüssigseifen" zur Handreinigung bestehen häufig aus Tensidlösungen und nicht aus der klassischen Seife selbst.
Um die Wirkung von Seife bzw. Syndets auf die Haut zu verstehen, müssen wir uns zunächst den Aufbau und die Funktionsweise der Haut genauer anschauen. Die Haut ist ein Organ, das eine schützende Funktion des Körpers darstellt. Hierbei kann die Haut sowohl Stoffe aus dem Körperinneren abgeben wie auch externe Substanzen aufnehmen. Einer der obersten Bestandteile der Haut bildet die sogenannte Barriereschutzschicht, welche dafür sorgt, dass die Haut ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt ist und Bakterien nicht vermehrt eindringen können. Der Hydro-Lipid-Film entscheidet über den pH-Wert der Haut, der leicht sauer bei ca. 5,5 liegen sollte. Dieser pH-Wert sorgt für ein ausgeglichenes Bakterienverhältnis auf der Hautoberfläche und schädliche Bakterienkulturen haben es schwer sich zu vermehren. Hierbei schafft es gesunde Haut in der Regel sich nach einigen Stunden selbst zu regulieren, wenn sie kurzzeitig einem höheren pH-Wert, z.B. durch die Reinigung, ausgesetzt wird. [2]
Nun, was spricht also dafür oder dagegen Seife zu benutzen? Für die Haut selbst kann der hohe pH-Wert also zu einer Herausforderung werden. Gesunde Haut sollte bei normalem Gebrauch aber keine Probleme bekommen und in der Lage sein sich selbst zu regulieren. In einer Studie wurde bei Testpersonen die Haut mit verdünnter basischer Seifenlösung oder hautneutraler Tensidlösung versetzt und der Wasserverlust als Maß der Schädigung der Haut gemessen. Hier hat sich ergeben, dass der Einfluss eines erhöhten pH-Werts auf den Wasserverlust der Haut sehr gering ist. [3] In einer weiteren Studie gab es zwei Gruppen von Probanden, eine Gruppe, die seit mehr als 5 Jahren ein seifenbasiertes Reinigungsmittel verwendete, und eine andere Gruppe, die über den gleichen Zeitraum eine hautneutraler Tensidlösung verwendete. Der pH-Wert an der Innenseite des Unterarms jedes Probanden wurde vor und 6 h nach der Reinigung mit einem Seifenstück gemessen. Es ergab sich kein Unterschied der gemessenen pH-Werte der beiden Testgruppen, was einen Langzeiteffekt auf die pH Regulierung der Haut durch Seife ausschließt. [4]
Bei Syndets kann die Ladung der Tenside das Irritationspotential beeinflussen und durch eine geschickte Kombination unterschiedlicher Tenside die Milde und somit die Verträglichkeit des Reinigungsmittels erhöht werden. [5]
Im Gegensatz zur Haut, liegt der pH-Wert der Kopfhaut bei ca. 5, der des Haarschafts bei 3,67. Ein alkalischer pH-Wert, also ein pH-Wert größer 7, sorgt hierbei für negative elektrische Ladung der Haarschaftoberfläche und erhöht daher die Reibung zwischen den Fasern. Dies führt zu abstehenden Haaren und kann zu Haarbruch führen. Das Haar kann sich nicht selbstständig regulieren. Aus diesem Grund sollte nach der Verwendung von Seife zum Waschen der Haare der PH-Wert wieder ausgeglichen werden. Dies kann durch eine sogenannte saure Rinse (Apfelessig verdünnt in Wasser) erfolgen. Bei pH-eingestellten Syndets tritt dieses Problem nicht auf. [6]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Seife wie auch Syndets ihre Vor- und Nachteile haben. Es liegt also in der persönlichen Vorliebe, welches der Produkte bevorzugt wird. Zur Pflege der Haare würden wir eher auf die Verwendung einer Syndet Shampoo Bar zurückgreifen. Die Haut sollte mit Seife und Syndets gut zurechtkommen. Generell gilt, dass Reinigungsprodukte so oft wie nötig und so wenig wie möglich eingesetzt werden sollten. Was bevorzugst du? Die klassische Seife oder doch die Syndets?
[1] J. Pütz and C. Niklas, Cremes und sanfte Seifen, vgs verlagsgesellschaft, Köln, 5. Auflage., 1987.
[2] M. Peters, NATUR FÜR DEINE HAUT, GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 1. Auflage., 2021.
[3] J. H. Hassing, J. P. Nater and E. Bleumink, Dermatologica, 1982, 314–321.
[4] Y. Takagi, K. Kaneda, M. Miyaki, K. Matsuo, H. Kawada and H. Hosokawa, Ski. Res. Technol., 2015, 21, 144–148.
[5] Z. D. Draelos, J. Cosmet. Dermatol., 2018, 17, 8–14.
[6] School of Natural Skincare. Diploma in Natural Haircare Formulation, Module 2 Hair biology & hair type.; Goodness & Wonder Ltd.