Nachhaltigkeit macht nicht vor unserer Haustüre halt. Sie betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern insbesondere auch die verarbeitenden Industrien. Wie kann die Kosmetikindustrie nachhaltiger werden? Und worauf sollte ich als Konsument von Kosmetikprodukten achten? In diesem Beitrag möchten wir dich gerne über nachhaltige Verpackungsalternativen informieren.
In einem unserer letzten Beiträge haben wir schon die Anforderungen an Kosmetikverpackungen vorgestellt: Schutz des Produktes vor Umwelteinflüssen und Bakterien, Viren und Hefen, ideale Festigkeit/Flexibilität, angepasst an das Produkt, und ein geringes Gewicht für einen effizienten Transport.
Aufgrund dieser Anforderungen wird oft Plastik als günstige Möglichkeit verwendet. Dieses weist aber aus Sicht der Nachhaltigkeit einige Nachteile auf: Es ist schlecht abbaubar, landet vermehrt im Meer, wo es für Schäden und Verunreinigungen sorgt, die Recyclingquote in Europa ist noch sehr gering (ca. 30 % des Plastikmülls wird in Europa fürs Recycling eingesammelt) und oft wird der Plastikabfall einfach in Drittländer mit geringen Umweltstandards exportiert. [1-3]
Welche möglichen Alternativen zur Plastikverpackung gibt es? Entsprechen diese allen Anforderungen und sind trotzdem nachhaltig und biologisch abbaubar?
Ein naher Verwandter des erdölbasierten Plastiks sind biobasierte Polymere oder Biokunststoffe welche (teilweise) aus Biomasse gewonnen werden können. Herkömmliches Plastik wird aufgrund der schlechten Abbaubarkeit oft verbrannt. Biokunststoffe hingegen sollen zusätzlich die Möglichkeit zur Kompostierung bieten. Polymilchsäure (Poly(lactic acid), PLA) stellt ein weit verbreitetes biobasiertes und industriell kompostierbares Verpackungsmaterial dar. [1] Hierbei bedeutet industriell kompostierbar, dass sich das Material unter standardisierten Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck, Mikroorganismen) in einem bestimmten Zeitraum in einer industriellen Kompostieranlage abbaut. Es darf nicht in den Haus- oder Gartenkompost gegeben werden. Jedoch nicht jede Kommune verfügt über einen Zugang zu solch einer Kompostieranlage. Weitere Biopolymere sind z.B. Polyhydroxyalkonate (PHAs) oder Polysaccharide (z.B. Zellulose, Stärkederivate oder Chitosan). [1]
Nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sondern auch vermehrt in der Kosmetikbranche, wird Glas als Verpackungsmaterial eingesetzt. Das üblicherweise verwendetet Glas ist sogenanntes Kalk-Natron-Glas, das hauptsächlich aus Siliciumdioxid, Natriumoxid und Calciumoxid besteht. Dieses wird bei hohen Temperaturen (ca. 1500 – 1600 °C) geschmolzen und besitzt eine Struktur, die der einer Flüssigkeit gleicht, verhält sich bei Raumtemperatur aber wie ein Feststoff. [4] Die Herstellung ist sehr energieintensiv. Leider bringt Glas ein hohes Transportgewicht mit sich und kann, falls es runterfällt, schnell zerbrechen. Außerdem erlaubt es keine flexiblen Verpackungslösungen. Im Gegensatz dazu, kann Glas in viele unterschiedliche Formen gebracht werden, ist inert, d. h. es geht ungern eine Reaktion mit z.B. dem kosmetischen Inhalt ein, und die Recyclingquote von Glas ist mit ca. 70 % (Durchschnittswert der EU 2013) recht hoch. [4]
Eine weitere Möglichkeit sind Verpackungen aus Metall, z.B. Aluminium oder Weißblech. Diese gelten als robust, haltbar und als leichte Materialien. Hierdurch können im Vergleich zu Glas ca. 70 % des CO2, verursacht durch den Transport, eingespart werden. [5] Zusätzlich sind diese Materialien in vielen Formen verfügbar und können einfach und mit einer hohen Quote (ca. 76 % EU-weit) recycelt werden. [6] Des Weiteren können sie das Produkt vor Lichteinflüssen schützen. Im Gegensatz zu Glas ist Metall jedoch nicht inert und es kann zur Interaktion des Inhalts und der Verpackung kommen. [7] Die Herstellung der Metallverpackungen benötigt außerdem viel Energie. Hierbei verbraucht das Recycling von Aluminium nur etwa 5 % der Energie im Vergleich zum Primäraluminium. [8] Recycling lohnt sich hier also!
Mit rund 40 % machen Papiermaterialien einen Großteil der Verpackungsmaterialien aus. [9] Diese besitzen eine gute biologische Abbaubarkeit. Holzfasern bieten eine hohe Papierqualität, die exzessive Nutzung von Holz führt jedoch zur Ausbeutung natürlicher Waldressourcen. Hier bieten sich alternativ Weizen- und Strohzellstoff als Papierrohmaterialien an. [9] Durch die Verwendung von recyceltem Papier können Rohstoffe, Wasser und Energie gespart werden. Hierbei stellt die Entfernung der Tinte die größte Herausforderung dar. Da Kosmetikprodukte oft Flüssigkeiten (Wasser, Öle, etc.) enthalten und in einer feuchten Umgebung verwendet werden, sind Papierverpackungen als Primärverpackung nur bedingt in diesem Bereich einsetzbar. Deswegen werden diese oft noch zusätzlich beschichtet, was wiederum das Recycling erschwert.
Neben den oben vorgestellten Materialien gibt es noch weitere innovative Ideen zur Verpackung von Kosmetikprodukten. Z.B. gibt es bereits einen Behälter aus Kork (wasserabweisend und biologisch abbaubar), nachfüllbare Verpackungen auf Basis von Bambus.[10] Daneben gibt es Ideen, bei denen feste Seife als Verpackung dient und nach Aufbrauchen des Produktes selbst verwendet oder aufgelöst werden kann ohne Abfall zu hinterlassen. [10]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es Alternativen zur Plastikverpackung gibt. Jedoch weist jedes dieser Beispiele den ein oder anderen Nachteil auf. Es lohnt sich also, das Verpackungsmaterial so weit wie möglich zu reduzieren oder, falls möglich, ganz wegzulassen. Hier bietet sich die Verwendung von fester Kosmetik an.
[1] P. Cinelli, M. B. Coltelli, F. Signori, P. Morganti and A. Lazzeri, Cosmetics, 2019, 6, 1–14.
[2] K. L. Greene and D. J. Tonjes, WIT Trans. Ecol. Environ., 2014, 180, 91–102.
[3] M. Haward, Nat. Commun., 2018, 9, 9–11.
[4] M. Testa, O. Malandrino, M. R. Sessa, S. Supino and D. Sica, Sustain., 2017, 9, 1752.
[5] F. Debeaufort Metal Packaging. Packaging Materials and Processing for Food, Pharmaceuticals and Cosmetics, 2021, 75-104.
[6] https://www.metallverpackungen.de/warum-metall/kreislauffaehig, aufgerufen am 24.02.22.
[7] B. Page, M. Edwards, N. May, Metal packaging. Food and beverage packaging technology, 2011, 107-135.
[8] https://web.archive.org/web/20120402101843/
http://www.world-aluminium.org/About+Aluminium/Production/Smelting, aufgerufen am 24.02.22.
[9] J. Huang, Environ. Pollut., 2017, 6, 1.
[10] J. Drobac, V. Alivojvodic, P. Maksic and M. Stamenovic, MATEC Web Conf., 2020, 318, 01022.